Natürlich meldete ich mich sogleich bei der Lehrerin und erklärte ihr, dass meine Tochter fast noch nie im Verkehr gefahren und diesbezüglich auch unsicher sei. Mit diesem Hinweis erhoffte ich mir natürlich, dass die Lehrerin ihr Vorhaben aufgrund der erfassten Situation anpassen und bitte niemals wieder auf eine solche üble Idee kommen würde. Tja, da habe ich mich getäuscht. Denn die Lehrerin war weitaus zuversichtlicher, als ich es jemals sein könnte und meinte zu mir, dass ich mir absolut keine Sorgen machen soll – was ich natürlich sofort umsetzte. Und dann lebten alle glücklich und zufrieden, während alle Velos dieser Welt in einen Turm gesperrt wurden und nur noch vor sich hin rosteten. Oder eben nicht. Ich konnte meine Ängste nicht wirklich kontrollieren an diesem Tag, war komplett unkonzentriert und schaute ständig auf mein Handy. Zu wissen, dass ich bei einer möglichen Gefahr nicht eingreifen konnte und an diesem Tag wahrscheinlich nur betrunkene Autofahrer unterwegs waren oder solche, die während der Fahrt eine SMS tippten, machte mich halb irre. Und genau das ist die unerwünschte Macht der Angst, denn sie zeigt uns immer das schlimmste aller Szenarien auf und lässt uns nicht mehr klar denken. Natürlich verlief an diesem Tag alles gut, aber er hat mir bewusst gemacht, dass ab jetzt noch viele solche Tage oder Wochen auf mich zukommen werden, denn meine Tochter hing mir nicht mehr am Rockzipfel rum.
Ich habe solche von Angst regierten Momente daher immer mal wieder, aber spreche natürlich nicht gerne drüber. Denn der Begriff «Helikoptereltern» ist allgegenwärtig und wird in diesem Kontext mindestens drei Mal in einem Satz erwähnt, um dem besorgten Elternteil aufzuzeigen, dass man es doch bitte etwas locker nehmen soll. Leichter gesagt als getan. Und an dieser Stelle möchte ich gerne hinzufügen, dass diese Bezeichnung alles andere als hilfreich ist.
Aber ich bin es am Lernen, also das Loslassen und die damit einhergehende Angst, etwas in Schach zu halten. Gleichzeitig beginne ich aber auch zu begreifen, dass man als Eltern diese Art von Gefühlen wohl nie ganz loswird, denn unsere Kinder bleiben immer unsere Kinder. Mit dem Tag der Geburt wird daher nicht nur ein neuer wundervoller Mensch geboren, sondern auch ein Leben, das gelebt werden soll. Und das funktioniert nur dann, wenn wir ein Minimum an Urvertrauen erarbeiten, um unsere Komfortzonen verlassen zu können. Aber trotz dieser logischen Worte bleibt da immer ein Hauch unkontrollierbare Angst, die einem mitsamt all der Liebe für das eigene Kind wortwörtlich in die Wiege gelegt wird.
Eines haben wir mit unseren Kindern definitiv gemeinsam: Wir müssen noch so vieles lernen.