Sobald wir junge Erwachsene werden, meistern wir allerhand Herausforderungen. Durch unsere Erfahrungen und durch Erzählungen lernen wir Risiken einzuschätzen und beginnen unsere Entscheidungen mit Bedacht zu treffen. Allen voran sind es vor allem die eigenen Erfahrungen, die am meisten prägen. Wir benötigen eine gewisse Portion «Glück im Unglück», um tatsächlich wichtige Erkenntnisse aus unseren Taten zu schöpfen.
Ein (noch harmloses) Beispiel: Die Tanknadel ist nahezu am untersten Zipfel der Anzeige. Und obwohl wir alle Alarme und Leuchten wahrnehmen, entscheiden wir uns, anstatt zur nächsten Tankstelle zu fahren, darauf zu hoffen, dass am Weg zum Ziel eh noch eine weitere Tankstelle kommt. So nach dem Motto «Das Glück ist auf meiner Seite» oder «Leben am Limit». Man sagt, es passiert dir genau ein einziges Mal im Leben, dass du mit leerem Tank (am besten auf der Autobahn nämlich) liegen bleibst. Von da an kannst du die Tankuhr klar und deutlich interpretieren.
Normalerweise enden solche Geschichten mit den Worten: «Ach hätte ich doch» oder «Wenn ich doch nur» bla, bla, bla. Tja, Pech.
Eine weitere kluge Weisheit lautet: «Gehe nur Risiken ein, die du auch verstehst.»
Bei den oft banalsten Dingen im Leben vergewissern wir uns mehrmals. Es wurden schon Urlaubsreisen ein zweites Mal angetreten, nachdem beim ersten Versuch die Sicherheit fehlte, dass die Haustür verschlossen oder auch wirklich der Herd abgestellt war. Und trotzdem sind wir mit unserer eigenen Gesundheit unvernünftig nachsichtig.
Wieso also gehen viele Frauen nicht regelmässig zu ihren Vorsorgeuntersuchungen?
Damit nicht genug – woher nehmen wir die Sicherheit, dass wir uns der lauernden Gefahr bewusst sind?
Unser tägliches Leben ist voller Bewegung, und selbst jene unter uns, die gerne planen, müssen oftmals neu planen, priorisieren und sich teilweise sogar entscheiden, welche der Termine verschoben werden müssen. Die Vorsorge hat so etwas Beruhigendes an sich, sodass manche von uns dazu neigen, eher solche präventiven Massnahmen auf die lange Bank zu schiebe als jene Termine, wo man beispielsweise schon etwas spüren kann oder gar sieht. Es ist menschlich und völlig verständlich, dass Vorsorgeuntersuchungen nicht mit der gleichen Vehemenz verfolgt werden, da wir meistens noch kein Gefühl dafür entwickelt haben. Wir sprechen ja oft von etwas rein Hypothetischem – und erst bei der Diagnose von etwas Konkretem.