Silvia Jauch

Empowerment

Den folgenden Text schreibe ich komplett am Stück und werde ihn ohne irgendeine Bastelei an Beldona übergeben. Der Text soll nämlich nicht nur von Empowerment erzählen, sondern sich beim Tippen auch genauso anfühlen!

Empowerment by Silvia Jauch
Silvia Jauch
24.03.22

Gucken wir aber noch schnell bei Wikipedia vorbei, um den Begriff in seine Bestandteile aufzuspalten: «Mit Empowerment bezeichnet man Strategien und Massnahmen, die den Grad an Autonomie und Selbstbestimmung im Leben von Menschen oder Gemeinschaften erhöhen sollen und es ihnen ermöglichen, ihre Interessen eigenmächtig, selbstverantwortlich und selbstbestimmt zu vertreten.» Diese Beschreibung will ich jetzt auf mich anwenden, indem ich alle allgemeinen Begriffe durch meine persönlichen Erlebnisse und Gefühle ersetze. Euch bitte ich darum, eure Quotes nach denselben Kriterien zu kreieren. Dann lege ich mal los:


Mein Empowerment


Mit Empowerment bezeichne ich meine Art, Dinge immer sehr temperamentvoll und manchmal etwas unkonventionell anzupacken. Das mache ich vor allem, wenn ich ein Vorhaben im Kopf habe, das mir zuvor wie eine Laus über die Leber gelaufen ist und gleichzeitig lange auf meinen Schultern gelastet hat. Ein nicht allzu unpassendes Beispiel dafür ist meine Scheidung. Wie oft habe ich mir überlegt, welche Reaktionen damit auf mich zukommen würden – und ja, ich habe mir dabei fast in die Hose gemacht. Entschuldigt bitte die direkte Schreibweise, aber wie schon erklärt, wird der Text diesmal nicht angepasst.

ICH HABE SCHON IMMER AUS MEINEM BAUCH HERAUS ENTSCHIEDEN UND MICH SEHR WOHL DABEI GEFÜHLT. DAHER VERSTAND ICH NICHT, WARUM ICH MIR DIES ABGEWÖHNEN SOLLTE, NUR WEIL MAN ES EBEN NICHT SO MACHT


Die Überlegung, diesen sehr schweren Schritt zu tun, keimte schon lange vorher in mir – um ehrlich zu sein bereits Jahre vor der Beziehung, die zur Ehe führte und dann beim Bezirksgericht geschieden wurde. Ich war mir nämlich noch nie ganz sicher, ob ich überhaupt der Typ Mensch für eine Ehe bin. Zu oft fielen mir selbst meine Eigenarten auf, die so ganz und gar nicht warm wurden mit der klassischen Ehe. Im Gegenteil: Ich war schon immer sehr gerne ganz für mich allein, werkelte in meiner kleinen Welt an kreativen Ideen herum und träumte von einem Weg, der alles sein sollte, aber bitte nicht langweilig. Am liebsten war mir immer die unerwartete Durchbrechung – «Explosion» würde es fast treffender beschreiben – meines Alltags, und zwar möglichst spontan. Zum Beispiel liebte ich es, innerhalb weniger Stunden eine komplette Reise zu organisieren, um mich dann kurze Zeit später zwischen exotischen Gewürzständen und einer Kakofonie unverständlicher Sprachfetzen wiederzufinden. Das war meine Art, mich auszuleben und eigenständig meine Abenteuer zu kreieren. Was mir dabei aber oft zu viel war, waren mahnende oder bremsende Worte von einem Partner, der mir erzählen wollte, warum man dies oder jenes nicht so einfach umsetzen solle oder könne. Bei solchen Reden lief es mir immer etwas kühl (okay, manchmal auch eiskalt und kälter) den Rücken hinunter. Ich fühlte mich eingezwängt in ein Leben, in dem man dies oder jenes halt nur auf die gewohnte Weise umsetzt. Ich habe schon immer aus meinem Bauch heraus entschieden und mich sehr wohl dabei gefühlt. Daher verstand ich nicht, warum ich mir dies abgewöhnen sollte, nur weil man es eben nicht so macht. Ich fühlte in mir, dass ich diese Forderung an mich auf Dauer nicht würde erfüllen können.

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Aber bei Gefühlen bedeutet es einen grossen Unterschied, ob man sie bloss empfindet oder ob man sie wirklich versteht. Zweiteres kam nicht so einfach daher, sondern hat etwas gedauert. Die Einsicht schlich sich in Gestalt vieler winziger Ereignisse und auf Samtpfoten in mein Leben und machte sich im Laufe der Jahre immer breiter. Zu akzeptieren, dass ich mit Bevormundung und «Abläufen aus Prinzip» nicht zurechtkam, brauchte Zeit. Denn auch wenn sich das jetzt komisch anhören mag: Ich wollte meine «klassische» Rolle erfüllen und mich wohlfühlen mit all den Dingen, die man eben tut, weil sie schon immer so getan wurden (mitsamt etwas Mansplaining). Ich wollte den Vorstellungen unserer Familien und der Gesellschaft gerecht werden. Aber wieso eigentlich? Ich habe lange gebraucht, um das zu verstehen: Ich hatte Angst davor, die Liebe und Wertschätzung der Menschen zu verlieren, die gewisse Erwartungen an mich hegten. Gleichzeitig löste auch die Aussicht auf Unabhängigkeit grosse Angst in mir aus, denn sie bedeutete, dass ich mich aus einer Komfortzone lösen musste, mit der ich jahrelang in einer Art Hassliebe den Alltag geteilt hatte.


Trotzdem tauchten nach und nach immer mehr Momente in meinem Leben auf, in denen ich mich sehr einsam und unfrei fühlte. Vieles, was ich tat, sagte oder fühlte, wurde an dem altbekannten Massstab gemessen, der uns daran erinnert, was man wie machen soll, weil man das eben schon immer so gemacht hat. Irgendwann verspürte ich ein permanentes Engegefühl in meiner Brust und hatte das Gefühl, mich zu verlieren.


Als der Stress und der Druck zu viel wurden, explodierte ich im positiven Sinn: Ich begann von einem Tag auf den anderen, wieder das zu tun, was ich gut fand. Ich drechselte mir wieder meinen eigenen Massstab und hörte nicht mehr auf mahnende Worte. Tja, diese Rückkehr zum Unkonventionellen führte dann ziemlich schnell zu einem Scheidungsverfahren, was aber in diesem Fall eine gute Wendung war.


Empowerment ist somit für mich der Weg, den du gehst, um dich selber kennen und lieben zu lernen. Es ist die Entscheidung, genau das zu tun, was dir entspricht – unabhängig von den Anforderungen, die dein Umfeld von dir so gerne erfüllt sähe. 


Was bedeutet Empowerment für dich? Ich bin gespannt auf eure Texte!

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